Literaturpflaster Kanada gehört ins Museum
Das Gastland der Frankfurter Buchmesse Kanada präsentiert sich in Wittgenstein. Das 28. Berleburger Literaturpflaster startet anders als gewohnt.
Bad Berleburg. Das Literaturpflaster ist gestartet. Durch die Corona-Pandemie mit einem Jahr Verspätung, dafür aber mit Neuerungen, einer guten alten Bekannten und einer großen Erleichterung.
„Sie glauben gar nicht, wie froh wir sind. Wir haben Literaturpflaster mit einer echten Veranstaltung, nicht online, nicht virtuell “, begrüßte Organisatorin und Moderatorin Rikarde Riedesel die Gäste an einem ungewöhnlichen, weil neuen Veranstaltungsort: Dem Museum am Rothaarsteig in Bad Berleburg.
Kultur auf Rezept – jetzt im Museum am Rothaarsteig
Üblicherweise startet die Veranstaltungsreihe parallel zur Frankfurter Buchmesse in der Kurapotheke von Karsten Wolter. Das geflügelte Wort von der „Literatur auf Rezept“ war zum immerwährenden Titel der Einführungsveranstaltungen geworden, mit denen das jeweilige Gastland der Frankfurter Buchmesse dem Bad Berleburger Publikum bekannt gemacht wird. Doch Corona zwingt Karsten Wolter und das Team des Literaturpflasters zum Umdenken, zum Ausweichen: „Wir werden die Apotheke so nicht mehr bespielen können“, sagt Wolter. Mit dem Museum am Rothaarsteig aber ist ein „lebendiger Ort, der sich wandelt“ gefunden worden, so Wolter. „Der Ort ist aussichtsreich – nicht nur in der Optik, sondern auch in der Entwicklung“. Und er bietet Platz, um sich Pandemiekonform bewegen zu können.
Aller guten Dinge sind drei
Aber es gibt eben auch Konstanten: Die wichtigste an diesem Abend ist die Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Journalistin Margarete von Schwarzkopf. Aller guten Dinge sind drei, formuliert es Rikarde Riedesel, weil von Schwarzkopf spontan erneut zugesagt hat. Zuletzt hatte sie das Publikum auf die Literatur Norwegens eingestimmt. Aber auch zu Kanada, hat die Kölnerin intensive Beziehungen, die 1974 mit einer Reise nach Ottawa beginnen, 1976 in einer Anstellung an der kanadischen Botschaft in Bonn fortgeführt werden und später nie abreißen.
In einem Parforceritt nimmt von Schwarzkopf das Publikum mit durch die Geschichte des zweitgrößten Landes der Erde. Die reicht von den heute First Nations genannten Ureinwohnern bis zum Streit zwischen England und Frankreich und hinein in den Schatten des übergroßen Nachbarn USA: Und sie berichtet davon, dass die nur 33 Millionen Kanadier vor allem eines sind: Sehr freundliche hilfsbereite Menschen. „Und im Vergleich zu ihren Nachbarn im Süden wenig aggressiv“.
Kanadas Autoren suchen die Identität des Landes
Von Schwarzkopf berichtet von der literarischen Identitätssuche der Kanadier, von nicht verarbeitetem Umgang mit den „Indianern“ oder dem großen Thema „Survival“ in der Natur, unter Menschen oder neben den USA und davon, dass es neben der bislang einzigen Nobelpreisträgerin Alice Munro oder der großen Margret Atwood zahlreiche Schriftsteller gibt, die sehr lesenswerte Bücher geschrieben haben.
Und ehe sich das Publikum versieht, ist etwas mehr als eine Stunde um, nach der auch Margarete von Schwarzkopf sagt. „Ich komme gerne wieder, drei Mal sind nicht genug“. Auch das Museum am Rothaarsteig wird wieder Veranstaltungsort werden, macht Rikarde Riedesel deutlich. Der Ort ist eben neu, lebendig und passend.
Von Lars-Peter Dickel
WESTFALENPOST
Freitag, 10. September 2021
Bildquelle: Foto von Lars-Peter Dickel
Internet: www.wp.de/staedte/wittgenstein/